Fotografie eines jungen Mannes


Eine Fotografie in der Mitte zerrissen. Hindurch scheint das schmutzige Weiß des Schnees.
Der junge Mann betritt das Fotoatelier. Die Türglocke schellt.
Vier Passbilder bitte, Express und etwas besser als üblich!
Nehmen Sie bitte Platz.
Der junge Mann schiebt den schweren Vorhang beiseite, betritt den zugewiesenen Raum. Vor einem Drehstuhl auf dem Stativ die Kamera, über die Wandfläche verteilt, mehrere grell strahlende Passbildlampen und als Hintergrund Venedig mit Gondel.
Der Fotograf begibt sich zur Kamera.
Das Bild mit oder ohne Gitarre?
Oh, ich habe keine, dafür eine Mundharmonika.
Nun gut, dann ohne.
Den Kopf bitte zur Seite, die linke Schulter etwas nach vorn und den Blick über die Kamera.
Der Fotograf betätigt den Auslöser.
Der junge Mann steht langsam auf. Beide schauen sich fest in die Augen. „Sie haben mich fotografiert. Warum haben Sie das getan?“ In seinen Händen jetzt die Kamera. Er zerschlägt damit die Lampen und danach schleudert er sie samt Stativ gegen die Wand.
Das Opfer flieht.

Vierundzwanzig Stunden später steigt der junge Mann in ein Auto. Eine Frau sitzt am Steuer. „Ach Liebling, endlich fahren wir für ein paar Tage fort, raus aus dieser Stadt.
„Ja Liebste, wir fahren und kommen an! Übrigens habe ich etwas für Dich.“
Er greift in die Tasche seines Mantels und reicht ihr die Fotografie.
Sie schaut das Bild an und lächelt. „Es ist schön. Venedig ist schön mit Gondel. Aber irgendetwas fehlt. Ich glaube die Gitarre.“




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